464 Xxii. §. 12. Eintritt der spanischen Macht mit ihren Entdeckungen rc.
Inquisition hinabsteigt und die mit Blut bespritzten Folterwerkzeuge
schaut, wenn man die fanatischen Befehle der Regierung vernimmt,
wonach Hunderttausende ruhiger und fleißiger Unterthanen, die seit
vielen Geschlechtern im Lande wohnten, hinausgejagt werden, bloß
weil sie sich nicht zum katholischen Glauben bekennen — dann grau-
set's uns, und wir merken gleich, daß der spanische Volkscharakter,
wie er von Anfang an streng gottesdienstlich, der Geistlichkeit unter-
worfen (bigott, devot) und abergläubisch war, durch die lang andauern-
den Kämpfe mit den Saracenen bei aller Hochherzigkeit und allem
Adel zugleich fanatisch, grausam, blutdürstig geworden ist, und daß
von Spanien aus nur eine Mission mit dem Schwert zu fremden
Völkern gesandt werden wird, um sie zur Rückkehr und Unterwerfung
unter das Papftthum zu zwingen. Und schon sehen wir sie hin-
ausfahren über die unbekannten Meere, zuerst die Entdecker mit den
kleinen Geschwadern, dann die thatendurstigen und beutegierigen Aben-
teurer aus den glänzenden Flotten an die Gestade einer wiederaufge-
fundenen alten oder ganz fremden neuen Welt. Wir sehen eine Handvoll
Leute mächtige Königreiche der fernen Heiden bezwingen, wir sehen
das Christenbanner im fernsten Indien, auf China's weit entlegener
Küste, und zugleich an den entgegengesetzten Gestaden des atlantischen
und stillen Oceans in Mexico, Brasilien und Peru sich erheben. Aber
wie erhebt es sich? Nicht in dem reinen Glanz der makellosen
Wahrheit, der demüthigen Liebe, des ungefärbten Glaubens, nein auf
Leichenhügeln ist es gefestet, mit dem Blut der qualvoll Gemordeten
ist es besprengt, und Wahn und Trug, Heuchelei und Tücke, Habgier
und Grausamkeit tritt unter diesem heiligen Zeichen die schreckliche
Herrschaft an im Heidenland. Und das nennen sie Christenthum!
Und dafür preist die Kirche Gott, daß er es ihr habe gelingen lassen,
diese Heiden dem Papst und der Geistlichkeit zu unterwerfen! Aber
Gottes Wege sind immerdar heilig. Was jene Heiden litten von den
katholischen Unterdrückern, das war nichts Anderes als ein spätes Ge-
richt über lange getragene schwere Frevel, die sie selbst an früheren
Geschlechtern begangen.
Wunderbar, wie der Herr so ganz kurz vor der Reformationszeit
plötzlich den Schleier wegzog und lang verschlossene Thüren aufthat,
und die erstaunte Christenheit hineinschauen ließ in eine Reihe neuer
Welten, von deren Dasein sie zum Theil noch keine Ahnung gehabt.
Zwar daß Ostindien da sei, wußte man, aber seit 1000 Jahren hatte
kaum ein Europäer es gesehen. Daß von Afrika mehr da sei als die
Küste am Mittelmeere, wußte man auch, aber noch nie hatte ein Euro-
päer seine übrigen Grenzen erkundet. Von Amerika vollends, nament-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Indien Brasilien Peru Heidenland Gottes Ostindien Afrika Amerika
Xxii. §. 12. Eintritt der spanischen Macht mit ihren Entdeckungen »c. 465
lich dem Mittlern und südlichen, war noch nie eine Kunde nach Europa
gekommen. Da trieb zuerst seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts die
Forschbegier, die Ruhmsucht, der Golddurst die kühnen Entdecker aus
Portugals Häfen die west-afrikanische Küste hinab, bis sie (1471) die
Bucht von Guinea und (I486) durch Diaz das Cap der guten Hoff-
nung erreichten. Aber von Allem, was die Portugiesen in Afrika fanden,
'' interessirte sie nichts als das Gold. Die elenden Haufen der nackten
Wilden überließen sie auch ferner sich selber. Nur an den Küsten von
Guinea und Mozambique legten sie später ihre Niederlassungen
an und bauten daselbst ihre Städte mit Kirchen und Klöstern. Ihr
eigentliches Ziel war aber ein anderes: das reiche Wunderland Ost-
indien. Im Jahr 1498 erreichten sie es. Da trat ihnen eine viel-
tausendjährige Cultur mit allem Schimmer des äußern Glanzes ent-
gegen. Aber die Grundlagen dieser alten Heidenstaaten waren längst
schon morsch geworden. Mohamedanische Waffen hatten die meisten
indischen Radschas besiegt, und eine schwere religiöse und nationale
Zerrüttung hatte um sich gefressen wie ein Krebs, und die innersten
Säulen des uralten Domes indischer Herrlichkeit zerstört. Da kamen
die Portugiesen. Nicht zogen sie mit Kriegsheeren in das Innere des
Landes, aber die Küsten unterwarfen sie sich, die Häfen von Malabar,
von Malacca, von Sumatra und Java öffneten sie sich, ihre Forts und
Factoreien erhüben sich aus den Molukken, wie auf Ceylon und den
Küsten von Ormus. Von Goa aus herrschten ihre kühnen und klugen
Vicekönige über ein weites Jnselreich von den Sunda-Inseln und Ma-
cao bis nach Socotara. Mit den Kriegsleuten zogen die Mönche aus,
um die unterworfenen Heiden zu taufen, und neben den Regierungsge-
bäuden und Handelsmagazinen erhoben sich die christlichen Kirchen und
die Klöster der Franciscaner. Wie viele Thaten der Finsterniß aber
auch bei dieser Ueberwältigung friedlicher Völker und dem Bekehrungs-
zwang fanatischer Priester verübt sein mögen, so fallen doch die portu-
giesischen Verschuldungen in Ostindien weit weg gegen das schreck-
liche Nachtstück, welches die spanische Eroberung der amerikanischen
Länder vor uns aufrollt. Am Ende des Jahres 1492 nahm der erste
Entdecker, der hoch berühmte C o l u m b u s, die Insel Haytioderhispantola
in Besitz und fand daselbst etwa eine Million Menschen, schwach und
gutmüthig, die keinen Widerstand leisteten, von denen nichts zu besor-
gen war. Und am Ende des Jahrs 1508 fand man keine 60,000 mehr
übrig. Wo waren die 940,000 geblieben? Sie waren alle umgekom-
men, verhungert, zermartert, aus den Aeckern, in den Bergwerken, bei
den Bauten, in den Gefängnissen der Spanier oder an den eingeschlepp-
ten Krankheiten zu Grunde gegangen. Als der waghalsige und uner-
schütterliche Cortez mit 600 Spaniern und 10,000 Eingebornen, welche
die drückende Oberherrschaft des eingedrungenen Aztekenstammes abschüt-
teln wollten, das weite, wohl verwaltete mericanische Reich und die
glänzende Hauptstadt Merico eroberte (1521), da bekamen die Folter-
werkzeuge, die Henkerbeile und die Scheiterhaufen eine schreckliche Ar-
beit. An einem einzigen Tage wurden 40,000 Mericaner niedergemacht,
und an einem andern 400 Edle langsam verbrannt. Zwar diese
». Rohden, Leitfaden. 30
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Diaz Malacca
Extrahierte Ortsnamen: Europa Portugals Guinea Afrika Guinea Mozambique Sumatra Ceylon Socotara Ostindien
668
Xxv. §. 14. Blick in die Heidenwelt.
ein Gemisch von Wahrheit und Lüge, so ist dennoch auch die entstellte
Wahrheit Denen, die in der schwarzen Nacht des Heidenthums voll
Sehnsucht nach einem Strahl des ewigen Lichtes seufzten, zu reichem
Segen, ja zur Beseligung geworden, und die demüthige selbstverleug-
nende, wenn auch irregeleitete Liebe der Missionare zu dem fremden
Volk, ihr glaubenöfreudiger Eifer, dem Herrn mit Aufopferung aller
ihrer Kräfte, selbst ihres Lebens zu dienen, muß auch unsererseits mit
aller Anerkennung hervorgehoben werden. So ist in Amerika, wie
in Ostindien und China auf weiten Gebieten die katholische Kirche
gegründet, auf den östlichen und westlichen Küsten Afrika's hat sie
sich erhoben, in den australischen Inseln hat sie sich festgesetzt. —
Aus den katholischen Händen der Spanier und Portugiesen sind
die Heidenländer (mit Ausnahme des Mittlern und südlichen Amerika)
seit etwa zwei Jahrhunderten in die Hände der protestantischen
Niederländer und Engländer übergegangen. Unser engeres deutsches
Vaterland, welches nach Untergang der Hansa keine Seemacht mehr
besaß, hat keine Colonieen in fernen Heidenlanden erworben. Diese
Aufgabe fiel zunächst gänzlich auf die beiden zu Deutschland gehöri-
gen Länder, welche sich leider zu ihrem und unserem Schaden von
Deutschland losgemacht haben, auf Holland und Dänemark. Sie bil-
den die natürlichen Seemächte des deutschen Landes. Von Däne-
mark muß man sagen, daß es diese Aufgabe am wenigsten gefaßt
und erfüllt hat. Nur ein einziger Punkt in der dänischen Geschichte
kommt vor, bei dem wir mit Befriedigung verweilen können; die
Zeit Friedrich's Iv. (1699—1730), auf die wir noch zurückkommen
werden. Holland halte sogleich bei seiner Lostrennung von der spa-
nischen Monarchie erkannt, daß seine Existenz abhinge von seinen Han-
delsflotten, von seinen Unternehmungen in fernen Landen, von seiner
Besitzergreifung in den Heidenländern. Es hat die ostindischen Be-
sitzungen den Spaniern und Portugiesen aus den Händen gewunden.
Seit 1600 hat es sein großes ostindisches Reich auf den Sunda-Jn-
seln und Molukken, aufmalacca und Ceylon gegründet; 1620 wurde'
Batavia gebaut, die prachtvolle Hauptstadt des ersten großen protestan-
tischen Reichs in der Heidenwelt. Sofort zogen die protestantischen
Prediger und Schullehrer Hollands unter die heidnischen Völker hin-
aus. Auf allen Inseln, an allen Küsten erhoben sich neben den Re-
gierungsgebäuden die protestantischen Kirchen und Schulen; und die
willenlosen und urtheilsunfähigen Eingeborenen verließen alsbald die ka-
tholischen Priester und Mönche, denen sie sich bis dahin anvertraut,
und ließen sich in die evangelischen Gemeinden aufnehmen. Leider wur-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
Extrahierte Ortsnamen: Heidenthums Amerika Ostindien China Amerika Deutschland Deutschland Holland Holland Ceylon Batavia Hollands
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
V
670 Xxv. §. 14. Blick in die Heidenwelt.
ist die Zahl dieser freiwilligen Prediger doch nie gewesen. Hat denn
ihre Predigt gar keine Frucht gehabt, haben sich die Indianer als
durchaus unfähig gezeigt, die heilbringende Lehre zu fassen, sich dem
christlichen Sittengesetz zu unterwerfen, sich die europäischen Kenntnisse
und Geschicklichkeiten anzueignen? Gerade das Gegentheil. Sie ha-
den mit einer Freude, mit einer Begierde die heilige Botschaft vernom-
men, daß sie die meisten Europäer dadurch beschämen würden; sie
haben sich bereit erklärt, von ihrem wilden Jagdleben zu lassen ; sie ha-
den sich Städte gebaut und friedliche Beschäftigungen vorgenommen,
um nur stets die Predigt des göttlichen Wortes genießen zu können;
sie haben sich als so befähigt, so geschickt, so talentvoll erwiesen, daß
ihre Söhne in den gelehrten Studien die weißen Kinder übertrafen,
und dennoch — dennoch sind sie zu Grunde gegangen und werden
vollends zu Grunde gehen. Die weißen Ansiedler wollten die rothen
Eingeborenen nicht in ihrer Nähe dulden. Sie brauchten Raum, und der
Raum mußte den Indianern abgenommcn werden. Immer weiter dräng-
ten sie sie in's Innere zurück, in blutigen Kämpfen mähten sie sie
schaarenweise nieder, im Jahre 1830 wurden sämmtliche Indianer durch
einen Staatsbeschluß hinter den Mississippi gewiesen. Aus ihrem eig-
nen Lande verjagt, durch Hunger und Krieg und Branntwein und
europäische Krankheiten aufgerieben, geht das einst so mannhafte Volk
seinem unausbleiblichen Untergange entgegen. Stämme, die einst so
zahlreich waren, daß für sie eine eigne Bibelübersetzung angefertigt
wurde, sind so völlig ausgestorben, daß kein Mensch mehr da ist, der
die Bibel brauchen, der die Sprache noch verstehen kann. Und hier
stehen wir wieder vor jenem geheimnißvollen Wege Gottes. Wenn
nicht einmal die Indianer, das hochsinnigste, kräftigste, begabteste Ge-
schlecht unter den roheren Heidenvölkern, durch die Berührung mit
dem Christenthum zu neuem Leben befähigt, zu neuer Entwicklung auf-
gerufen, zu lebensvollerer Frische und erneuter Thatkraft gelangen können,
von welchem der anderen Heidenvölker dürfen wir es dann erwarten?
Auf den westindischen Inseln ist die karaibische Bevölkerung
fast ganz ausgerottet. Vor den europäischen Colonieen im südlichen
und westlichen Afrika weicht die hottentottische und Negerbevölkerung
immer weiter zurück, und ihre Zahlen werden kleiner. Dieselbe Er-
scheinung zeigt sich in Austral i en, in Van-Diemensland, in Neuseeland,
überall ist die einheimische Bevölkerung nahe am Verschwinden. Auf den
zahlreichen Inselgruppen der Südsee ist zwar hier und da, wie in
Tahiti und auf den Sandwichinseln europäische Civilisation vollstän-
dig eingesührt, und die vor fünfzig Jahren noch halbbarbarischen
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Afrika Van-Diemensland Neuseeland
Xxv. §. 14. Blick in die Heldenwelt.
671
Einwohner kleiden sich jetzt, und essen und arbeiten und vergnügen
sich genau wie die Europäer. Aber durch die aufgeklebte moderne
Bildung läßt sich die Abnahme des einheimischen Geschlechts nicht
verdecken. Ueberall trifft das Christenthum auf abgelebte hinsterbende
Heidenvölker, denen es die Fackel der ewigen Wahrheit und des himm-
lischen Trostes noch an das Sterbelager trägt. Es bleiben also nur
noch die beiden großen Heidenreiche Ostindien und China (nebst Ja-
pan) übrig mit ihrer ungeheuren und überfließenden Bevölkerung, de-
ren Verringerung man so bald nicht wird merken können.
Ostindien ist bereits vollständig die Beute der englischen
Kaufmannschaft und Regierung geworden. Ein ungeheures Reich, un-
ter der Herrschaft der Groß-Mogul angesehen und mächtig, ist ohne viele
Anstrengung, ohne viel gefährliche Kriege und großartige Waffentha-
ten ganz allmälig und unmerklich in die Hände der Engländer über-
gegangen. Der bloße Druck der europäischen Civilisation hat die völ-
lige Auflösung dieses gewaltigen Reichskörpers zu Wege gebracht.
Die schwereren Kriege, welche die Engländer erst seit der Mitte des
vorigen Jahrhunderts in Ostindien zu führen hatten, waren nicht so-
wohl gegen die Eingeborenen als gegen die Franzosen gerichtet,
die sich auf der Küste Coromandel festgesetzt hatten und auch ihren
Antheil an der großen Beute haben wollten. Aber die Franzosen
sind mit ihren ausländischen Besitzungen nie recht glücklich gewesen.
Schon 1763 mußten sie sich als vollständig besiegt erklären, und mit ihren
Eroberungsplänen in Ostindien hatte es ein Ende. Dagegen wuchs
von diesem Augenblick an die Macht der Engländer zu riesenmäßiger
Höhe. Von Calcutta aus gewannen sie ganz Bengalen und sämmt-
liche Gangesländer, und der Groß-Mogul in Delhi ward von ihnen
abgesetzt und pensionirt. Dann überwältigten sie von Madras aus
das Deean, von Bombay aus die Länder der Mahratten und das
Jndusland. Jetzt reicht das ungeheure Gebiet der Engländer in Ost-
indien von Ceylon und Cap Comorin bis an den Himalaya und Hin-
dukusch; in den Landschaften des Bramaputra, nach Hinterindien dehnt
es sich in ununterbrochener Folge weiter aus, das Birmanenreich ist
ihre Beute, Malacca steht unter ihrem Einfluß. Schon finden sie
neue Stützpunkte im Archipelagus der Sunda-Inseln. Neuerdings
hat auch der Kampf begonnen, der auch China stückweise in ihre Ge-
walt bringen soll. Das ganze südliche Asien schien bereits unzweifel-
haft ihre Beute zu sein. Da plötzlich bricht im vorigen Jahre
(1857) jene furchtbare weitverzweigte, in ihren Folgen und ihrem
Ausgang noch unberechenbare Militärverschwörung aus, welche daß
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien China Ostindien Ostindien Ostindien Calcutta Bengalen Madras Bombay Ceylon Himalaya Hinterindien China
Xxv. §. 14. Blick in die Heidenwelt.
673
der Beamten. Soldaten, Kaufleute und Schiffer aller Orten hervor-
ruft, das wollen wir noch gar nicht dabei in Anschlag bringen. Über-
haupt ist der Staat mit seinen polizeilichen Maßregeln bald am Ende,
wo es auf die Verbesserung heidnischer Zustände ankommt. Weiter
dagegen reicht der Einstuß und die Wirksamkeit christlicher Liebe; freie
Vereine christlicher Männer fangen gerade erst recht an, im Segen zu
wirken, wo kein Staatsgesetz mehr hinreicht. Und hier ist der Ort,
von den evangelischen Missionsvereinen zu reden.
Zwar hatten sich schon vor 1700, angeregt durch die großen Erfolge des
vorhin (S. 669) genannten Jndianerapostels Eliot in Nordamerika,
ein Paar kleine Vereine für die Heidenmission in England gebildet.
Aber die erste bedeutendere und folgenreichere Unternehmung der Art
ging von Deutschland aus, in Verbindung mit Dänemark. Hier ist
nämlich der einzige Glanzpunkt in Dänemarks neuerer Geschichte. Der
fromme König Friedrich Iv. (1699 bis 1730) war es, der es wirk-
lich ziemlich klar zu erkennen schien, daß Dänemark nur etwas vermöge
im Anschluß an Deutschland, und daß Dänemarks Aufgabe nach
Untergang der deutschen Hansa keine andere sei, als in seinem!* insel-
und küstenreichen Gebiete die Seemacht zu entwickeln, die Deutschland
fehlt, und den Deutschen voranzuschreiten in die Heidenlande hinein,
um deutsche Gesittung, deutsche Erkenntniß, deutschen Glauben unter
die Völker jenseits des Meeres zu pflanzen. In Ostindien und West-
indien besaß Dänemark schon seit 1620 einige kleine Colonieen, welche
eine ziemliche Zahl Götzendiener unter das Scepter des dänischen Kö-
nigs stellten. König Friedrich Iv. war der Erste, dem es auf's Herz
fiel, daß er doch auch für diese heidnischen Unterthanen Verpflichtun-
gen habe, und der sich entschloß, diesen Verpflichtungen, so weit es in
seinen Kräften stände, nachzukommen. Da er nun im eignen Gebiet
keine Leute fand, die sich nach Trankebar zu den Heiden wollten
senden lassen, so wandte er sich an den frommen und hochberühinten
deutschen Theologen A. H. Franke in Halle 1705; und aus Kosten
des Königs, unter Mithülfe der deutschen Misstonsfreunde wurden die
ersten deutschen Glaubensboten in die Heidenwelt gesendet. Sie eröff-
neten eine lange und gesegnete Reihe. König Friedrich Iv. blieb
bei dieser einen Mission nicht stehen. Es begann eine zweite unter
seinen nordischen Unterthanen, den Lappen, durch Thomas von
Westen, eine dritte unter den Grönländern durch Hans Ege de.
Unter seinem Nachfolger Christian Vi. (1730 bis 1746), der zwar
nicht selber förderte, doch auch nicht hemmte, erweiterte sich noch das
dänisch-deutsche Missionswerk. Denn unter ihm zogen die Missionare
der reich gesegneten Brüdergemeinde von Kopenhagen aus 1732
nach Grönland (später auch nach Labrador und den nordamerikanischen
Indianern) und zu gleicher Zeit auch nach den dänischen Inseln in
Westindien. Von dort gingen sie weiter nach den übrigen westindischen
Inseln, nach dem Moskitolande und nach Surinam. Wo nur irgend
ein Punkt in Amerika der evangelischen Misstonswirksamkeit offen stand,
da sind die treuen Glaubensboten der Brüdergemeinde eingezvgen, die
methodistischen und baptistischen Heidenprediger sind nachgesolgt, und
v. Rohden, Leitfaden. 4z
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Eliot Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_Iv Friedrich A._H._Franke Friedrich_Iv Friedrich Thomas_von
Westen Hans_Ege Christian_Vi
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika England Deutschland Dänemarks Deutschland Deutschland Ostindien West-
indien Kopenhagen Westindien Surinam Amerika